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13. Stele: Der Kirchhof

 

Ich will hier sterben, mein Herr ist bei mir

„Ich will hier sterben, mein Herr ist bei mir“, so schrieb Martin Luther. Das Verständnis vom Sterben wandelte sich grundlegend in der Reformationszeit.

Nun ging es nicht mehr darum, für die Verstorbenen Erlösung im Fegefeuer zu erwirken, oder ihre Zeit dort zu verkürzen, sondern im Mittelpunkt stand die Seelsorge an den Hinterbliebenen. Martin Luther setzte sich intensiv auch persönlich mit dem Thema auseinander, zum Beispiel in einer Schrift für Frauen, die eine Fehlgeburt erlitten hatten. Hier zeigte sich der Wandel vom zölibatären Priester zu einem Pfarrer, der aus persönlicher Anschauung den Verlust eigener Kinder kennen lernen musste.

Die Begräbnisstätte des Dorfes Steglitz, der Kirchhof, lag um die alte Dorfkirche Steglitz herum. Vermutlich hat man ihn mit dem Bau der Dorfkirche im 13. Jahrhundert angelegt. Ab 1875 gab es an der Bergstraße den städtischen Friedhof. Seitdem fanden auf dem Kirchhof nur noch vereinzelt Begräbnisse statt.

Nahe am Sakralen erschien die Chance auf Erlösung am größten. Doch konnten sich nur die Privilegierten und Wohlhabenden ein Begräbnis innerhalb der Kirche leisten. Auf dem Kirchhof galt: Je höher der Stand, desto näher durfte man an der Kirche begraben werden. Man ging davon aus, dass »der lieben Christen Tod nicht ein tod, sondern nur ein schlaff ist«. Daher nannte man die Kirchhöfe »Schlaffheuser«.

Nach der kirchlichen Konsistorialordnung von 1573 sollten sie umzäunt und mit Türen versehen werden, auf dass »keine Schweine, Kühe oder andere Viehe, darauff kommen können«. Verboten war, dass »darüber gefahren, oder Mist noch ander un at, wie bißhero geschehen, dahin geschüttet werde«.

Heute befinden sich hier noch Gräber von alteingesessenen Bauernfamilien, besondere Grabstätten, zum Beispiel die des Seidenraupenzüchters Johann Adolf Heese (1783–1862), Grabplatten von den 1945 in den letzten Kriegstagen Gefallenen sowie ein Gedenkkreuz für den Matthäuspfarrer und Mitglied der Bekennenden Kirche Lic. Theodor Moldaenke (1880–1947).

Letzte Änderung am: 18.03.2023