12. Stele: Die Dorfkirche

Sprecherin: Viola Beyer-Kessling

Ein feste Burg ist unser Gott

„Ein feste Burg 
ist unser Gott“, so beginnt Martin Luthers bekanntestes Lied. Einer eher kleinen Burg ähnelte unsere alte Kirche.

Die Steglitzer Dorfkirche stand mitten im Dorf und war von Bauernhäusern eingerahmt. Man geht davon aus, dass sie wie die Kirchen der umliegenden Dörfer Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet wurde. Ab 1539 erhielt sie im Zuge der Reformation einen evangelischen Geistlichen. Der bisherige katholische Pfarrer wollte die neue Lehre nicht annehmen. Daraufhin beschloss der Grundbesitzer Christoph von Spiel, die Gemeinde vom Pfarrer aus Giesensdorf als Tochtergemeinde betreuen zu lassen.

Wohl ab 1729 trug die Dorfkirche einen Dachreiter für zwei Glocken und eine Uhr. 1854 musste er wegen Baufälligkeit abgetragen werden. Die Dorfkirche war sehr klein. Sie besaß nur 72 Sitzplätze.

Durch den starken Bevölkerungszuwachs – im Jahr 1801 zählte Steglitz 137 Einwohner, im Jahr 1875 5.460 Einwohner – kam es regelmäßig zu Streitigkeiten um die wenigen Plätze zwischen den Alteingesessenen und den Zugezogenen. Der Bau einer größeren Kirche war unumgänglich.

Nach Weihung der neuen Steglitzer Kirche, der heutigen Matthäuskirche, wurde die Dorfkirche 1881 abgerissen. Sämtliche Baumaterialien und die Innenausstattung wurden verkauft, um die Baukosten mitzufinanzieren.

Der heutige Weg am Kirchhof vorbei von der Schloßstraße zum Gemeindehaus führt über die ehemalige Dorfkirche. Die Straßenlaterne markiert eine Ecke der Altarseite. Selbstverständlich waren alle Kirchen, die älter als 500 Jahre sind, ursprünglich katholisch.

In der Reformationszeit wurde heftig darum gerungen, was denn nun einen evangelischen Kirchenbau ausmache. Bilder wurden zerstört, Kirchen verwüstet und heilige Gegenstände fielen der Neuerungswut zum Opfer.

Heutzutage genießt Kirchenkunst in evangelischen Kirchen ein hohes Ansehen, seien es besonders gestaltete Fenster, sakrale Gegenstände oder Kunstwerke. Die Matthäus-Gemeinde besitzt noch einige wenige Gegenstände aus der alten Dorfkirche.

Abbildungen 12. Stele:

Dorfkirche, 1834, Tuschezeichnung von Heinrich Wohler
(Archiv der Ev. Matthäus-Gemeinde)

Innenraum mit Altar und Kanzel, um 1875
(Archiv der Ev. Matthäus-Gemeinde, Fotograf unbekannt)

Dorfkirche mit alter Kirchhofmauer (um 1875)
(Archiv der Ev. Matthäus-Gemeinde, Fotograf unbekannt)

Lageplan Dorfkirche (Wolfgang Holtz, Bezirksamt Steglitz, Fachbereich Vermessung, 1999)

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